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Bericht von Christof Maul

erstellt von Christof Maul zuletzt verändert: 07.01.2012 18:33

Fotodokumentation

Ausgelöst durch den Wellenalarm vom 26.12. trafen sich ab 8.30h (lokal) 4 Piloten mit 4 Maschinen in Aschersleben: Herbert Horbrügger, LS6 (NH), FK Brandenburg, Stefan Corbus, Std.-Cirrus (CI), SFZ Aero Jena, Jonas Lüer, DG 100 (78) LSV Kreis Osterode und Christof Maul, LS4 (PF), Akaflieg Frankfurt. Deutschland lag im Warmsektor zwischen einer durchgezogenen Warmfront im Osten und einer heranziehenden Kaltfront im Westen.

Analysekarte

Das Satellitenbild lässt die Staubewölkung luvseitig des Harzes und die Föhnlücke im Lee gut erkennen.

Satellitenbild VIS, 10h (lokal))

Rotorbänder parallel zur Harzkante (Ausrichtung 300 Grad) ließen auf Vorhandensein einer Welle schließen, sind aber auf dem Satellitenbild leider kaum zu sehen (Bodenansicht / Flugansicht)

Rotorband vom Boden

Rotorbänder aus der Luft

Der erste Start erfolgte um 10.15h, Ausklinkhöhe 1200m MSL 10 km westlich von Aschersleben, oberhalb eines der Rotorbänder. Nachträgliche Analyse des Flugs zeigte, dass es sich hier um die 5. Schwingung handelte! Dort, oberhalb der südwestlichen Ecke der Kontrollzone Cochstedt, bescheidenes Steigen von maximal 0.5 m/s bis etwa 1500m Höhe bei Wind aus 240 Grad mit 45 km/h. Abstand zur Harzkante in Windrichtung ca. 15 km, Abstand der Rotorbänder zueinander etwa 4 km. Mit 1500m reichte das aus, um oberhalb der Wolken in die nächste Föhnlücke zu springen. Dort das gleiche Spiel, das sich noch drei Mal wiederholen sollte, bis nach etwa eineinhalb Stunden die Primärwelle zwischen Gernrode und Thale, 10 km westlich des Flugplatzes Ballenstedt, erreicht war, die mit Steigwerten bis zu 2 m/s auf 3000m für die etwas mühsame Anreise entschädigte (Flugweg / Barogramm).

Welleneinstieg - Flugweg

Welleneinstieg -Barogramm

Interessanterweise waren die Rotorbänder mit den dazwischen liegenden Föhnlücken nur in einem relativ schmalen Bereich westlich von Ascherlsben/Ballenstedt ausgeprägt. Weiter westlich war es blau, weiter östlich 8/8, möglicherweise korrelierend mit der nach Westen zunehmenden Kammhöhe der Harzkante. Florian Bartels hat diese Bewölkung in seinem Bericht zutreffend als zungenartig beschrieben.

Rotor'zungen' aus der Luft

Von Ballenstedt nach Nordwesten war nur noch Staubewölkung auf der Luvseite des Kamms vorhanden, die aber ebenfalls zuverlässig das Steiggebiet markierte. Vorflug ohne Höhenverlust oder mit Höhengewinn nach Wernigerode und in die Brockenwelle war möglich. Durch den vergleichsweise schwachen Wind stand die Brockenwelle sehr dicht am Gipfel. Wer den Standardeinstieg aus der Ebene über die Stadt Wernigerode gewählt hatte, musste dort erst einmal durch das erste laminare Fallgebiet hindurch. War man hinter Blankenburg über dem Hang geblieben, liess sich der Höhenverlust beim Einstieg in die Brockenwelle minimieren..

Der tiefe Taleinschnitt von Bad Harzburg nach Torfhaus war durch eine einige Kilometer langen keilförmigen Einschnitt in die Staubewölkung gezeichnet. Dort hörte das Steigen auch vorübergehend auf, um zwischen Bad Harzburg und Goslar, wo die Staubewölkung wieder bis an die Harz-Nordkante heranreichte, wieder einzusetzen. Ein Weiterflug ohne Höhenverlust von dort bis kurz vor die A7 bei Seesen war möglich. Dort sprang die Bewölkung, der Harzkontur folgend, nach Südwesten zurück, und Richtung Hildesheim gab es verlockende isolierte Rotorwolken. In beide Richtung sah ein Weiterflug viel versprechend aus, unterblieb in meinem Fall, da sich der Akku vollständig verabschiedet hatte. Die Flüge von Florian Bartels, Rickmer Bothe, Matthias von Lessen, Klaus Meitzner und Ralf Teichert deuten das Potenzial an, dass in dieser Richtung steckt. Der 80 km lange Rückweg nach Aschersleben dauerte 30 Minuten und kostete lediglich 500 Höhenmeter.  

Dort bot sich ein ähnliches Bild wie an der Westseite. Die Staubewölkung sprang nach Süden zurück, und an der letzten Ecke, ca. 20 km südlich von Aschersleben, gab es noch einmal laminares Steigen bis zu 1 m/s.

Insgesamt ein Tag mit idealer Feuchte. Die Steiggebiete waren durch Stau- bzw. Rotorbewölkung klar markiert, es bestand aber keine Gefahr, dass  es sich komplett zuziehen würde. Sehr interessant war der anfängliche Einstieg über 5 Wellenschwingungen hinweg, wie aus dem Lehrbuch. Ein Tag, der as Ziel, "systemübergreifend" Welle zu fliegen, wieder etwas näher gebracht hat, auch wenn das Wellenfenster diesmal unter der Woche nicht geöffnet war und sich alles (mit Ausnahme, dank des Transponders, des Flugs von Rickmer Bothe) unterhalb von 3000m Höhe abspielte. 

Herzlicher Dank gebührt den Ascherslebener Fliegern für F-Schlepp, Organisation und Hilfe!

 

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