Sie sind hier: Startseite / Berichte / 2019 / 18.09.2019/W (Erzgebirge von Chomutov bis Usti)

Erzgebirge von Chomutov bis Usti/W (West)

erstellt von Jörg Dummann zuletzt verändert: 18.10.2019 14:12
Erzgebirge von Chomutov bis Usti / 2850m; Pilot: Alrik Dargel
Name
Alrik Dargel
Datum
18.09.2019
Windrichtung
W (West)
Ort des Wellensteiggebietes
Erzgebirge von Chomutov bis Usti
Auslöser
Ergebirgskante
Erreichte Höhe
2850m
Zeit-Bezugssystem
UTC
Höhen-Bezugssystem
QNH
Weitere Daten
Verein: Akaflieg Dresden
Flugzeugtyp: Cirrus 18m                    
-------------------
Startort: Großrückerswalde EDAG 1027hPa                       
Startzeit: 11:48
Landeort: Großrückerswalde
Landezeit: 15:56
-------------------
Bodenwindrichtung: 270°
Bodenwindstärke: 30km/h                
-------------------
Einstieg in die Welle/n:  Westlich Chomutov, 12:29    

Für jedes Wellensystem:
Einstieg(e) aus:     F-Schlepp bzw. Thermik           
Einstieg(e) in Höhe: 1800m
Angetroffene Steigwerte: 1-2m
Erreichte Höhe(n):   2850m            
Ausdehnung des Steiggebietes:  Ortsfest entlang der Erzgebirgskante bis 16:00  
-------------------
Vermuteter Auslöser: Erzgebirge           
                                 
Höhenwindrichtung(en):   270°      
Höhenwindstärke(n):   41km/h in 2800m        
Temperaturangaben:  -1,5° in 2800m, Kaltluft mit Schauerneigung, keine optisch wahrnehmbaren Inversionen
Freier Bericht
Am Dienstagabend fiel uns auf, dass am Mittwoch Wellenbedingungen im Erzgebirge herrschen würden. Um 22:00 bekam ich dann eine Rückmeldung von Markus Uhlig aus Grorüwa, dass er morgen von dort starten will und ich auch kommen kann. Also nichts wie hin. Das Wetter war klassisch für Welle im Erzgebirge bei Westwind. Grorüwa lag in der Staubewölkung (Wolkenbasis 250m Agl und Regenschauer) des Erzgebirges, aber im Satbild sah man deutlich die Föhnlücke hinter der Erzgebirgskante. Gegen 11:00 UTC waren die Schauer weitestgehend durchgezogen und der Himmel riss stellenweise auf, sodass ein Schlepp Richtung Welle möglich wurde. Markus startete zuerst und berichtete über Funk von laminarem Steigen. Ich ließ mich also hinterher schleppen. Ich klinkte in laminarem Steigen in 2200m aus und fand dann aber nicht mehr so recht Anschluss. (Im Nachhinein denke ich, dass ich dort kurz in der Primärwelle war, die laut DWD in 2200m erst begann, und aus dieser rausfiel und mich anschließend dauerhaft in der Sekundärwelle aufhielt.) Die Föhnlücke war etwa 10km breit, sodass ich nicht so recht wusste wo ich suchen sollte. Letztendlich ließ ich mich weiter zu der Rotorbewölkung ins Lee versetzen, wurde aber auch dort nicht fündig. Die Angst vor der Außenlandung in Chomutov stieg! Als ich unterhalb der Wolkenbasis der Rotorwolken war, beschloss ich unter diesen erstmal wieder Höhe zu gewinnen. Ich kurbelte 400m im Rotor mit 2,5m/s integriert und flog anschließend vor die Rotorwolken wo ich auch mit leichtem laminaren Steigen von 0,5m/s belohnt wurde. Ich gewann etwas Höhe und beschloss die Rotorwolken parallel zur Erzgebirgskante nach Nordosten abzufliegen. Dort wurde ich mit Steigen bis zu 1m/s belohnt und konnte erstmals in sichere Höhen aufsteigen. Nun ging es an der Kante entlang nach Nordosten. Die Kante der Rotorbewölkung war mal stärker mal schwächer ausgeprägt. Ich stellte fest, dass im Bereich der stark ausgeprägten Rotorbewölkung auch stärkeres Steigen vorhanden war. In den wolkenfreien Bereichen gab es kaum Steigen oder ich habe es nicht gefunden. Zwischen Usti und Decin wendete ich, weil das Gebirge dort endete, was auch vom Ende der Föhnlücke visuell angezeigt wurde. Ich flog wieder nach Südwesten zurück. Allerdings war in Richtung Chomutov keine Rotorbewölkung erkennbar und das Steigen daher nicht lokalisierbar. Ich traute mich nicht weiter und wendete wieder Richtung Usti. Dabei bemerkte ich eine massive Schauerfront die momentan luvwärts auf dem Erzgebirgskam stand. Vor dieser Front wurde die Welle noch einmal angefacht und ich konnte vor aufschießenden Cumuluswolken schnell Höhe gewinnen. Innerhalb von Minuten war die Föhnlücke und auch der ganze Himmel dicht mit Wolken. Eine Rückkehr Richtung Chomutov und Grorüwa war momentan ausgeschlossen. Wir flohen nach Nordosten und hatten Usti und Pirna als sichere Außenlandeoptionen. Ich hätte dort einfach geparkt, aber Markus war schon unterwegs, um luvwärts vor die Schauerfront zu kommen. Ich flog also hinterher und tatsächlich fanden wir dort wieder laminares aber auch turbulentes Steigen. Die Optik war wunderschön mit Regenschauern, die ohne Wolke in der Luft hingen. Wir waren jetzt vermutlich in der Primärwelle, aber diese war schwer auffindbar. Ich kurbelte auch wieder 400m in turbulentem Steigen mit 2,5 m/s integriert. Ich habe allerdings keine Ahnung woher das kam. Da ich nah an der Kante nicht fündig wurde und immer mehr Höhe verlor flog ich letztendlich leewärts in das Gebiet wo ich zuerst an diesem Tag Höhe gewonnen hatte. Ich erarbeitete mir dort mühsehlig Endanflughöhe auf Grorüwa, was leider 35km im Luv lag. Laut unseren Berechnungen, sollte es knapp, aber machbar sein von FL95 heimzugleiten. Markus erster Versuch des Endanflugs schlug aufgrund eines Schauers, der ihm den Weg versperrte, fehl und er musste wieder zurück in die Welle. Nun war ich an der Reihe. Um den Schauer zu umgehen, der sich inzwischen aber auch schon fast aufgelöst hatte, flog ich noch weiter in der Welle nach Südwesten. Nachdem ich dort aber kein Steigen mehr fand, begann ich mit 400m plus den Endanflug. Dieser sah zwischenzeitlich knapp aus, lief aber gegen Ende wieder besser und ließ mich in 350mAGL am Platz ankommen. In den Bildern habe ich mal die Wellenvorhersage und den Flugweg übereinander gelegt. Leider hatte ich nur noch die Vorhersage für FL180, aber wenn man sich die Crosssection anschaut, sieht man, dass die niedrige Sekundärwelle genau zwischen den beiden hohen Wellen (1. und 3.) liegt. Womit die Vorhersage eigentlich ziemlich gut getroffen hat.
OLC: https://www.onlinecontest.org/olc-3.0/gliding/flightinfo.html?dsId=7605469
Markus Bericht: http://www.fliegen-im-erzgebirge.de/2019/1014/bericht.html

IGC Datei herunterladen: 99id1gc1.igc

Foto1: Bild (56).jpg

comment

Foto2: Bild (8).jpg

comment

Foto3: VorhersageRealitaet.jpg

comment

Artikelaktionen