Sie sind hier: Startseite / Berichte / 2014-2009 / 2012 / 25.2.12: Rhön (NW) / Nordwestwelle an der Rhön - Bad Neustadt

Nordwestwelle an der Rhön - Bad Neustadt

erstellt von Christof Maul zuletzt verändert: 02.03.2012 00:12

Am Freitag, 24.2.2012, passierte eine Kaltfront Mitteleuropa, auf deren Rückseite sich eine Nordwestströmung einstellte, die für Samstag gute Wellenbedingungen bei nur geringer Bewölkung erwarten ließ.

DWD-Bodenanalyse 25.2.2012, 12 UTC

Bereits am Mittwoch hatte ich Kontakt zum Aero-Club Bad Neustadt aufgenommen und die freundliche Einladung erhalten, dort am Samstag fliegen zu können, wenn ich wollte, Die RASP-Wellenvorhersage von Freitag für Samstag war auch optimistisch.

RASP-Wellenvorhersage 700 mbar, 12 UTC

Die Anfahrt von Frankfurt nach Bad Neustadt über die Rhön führte durch Staubewölkung in auf der Luvseite in ein wolkenloses Gebiet im Lee. Lediglich ein paar Rotorwolken unter Lenticularis und hoher Cirrusbewölkung  waren hinter dem Hauptkamm zu sehen. Unten der Blick von der Westseite der Rhön nach Osten gegen 8.00 h lokal.

Lenticularis von Westen

Die Rotorlinie war vom Flugplatz in Bad Neustadt aus gut zu sehen (Blickrichtung West):

Rotorband von Osten

Um 11.00 lokal startete die Neustädter DG-100 mit Marcel Schneider im Cockpit und meldete bald laminares Steigen in 1500m. Eine halbe Stunde später bin ich ihm dann nachgefolgt. Zu dieser Zeit war es immer noch relativ trocken, und zwischen zwei Rotorbändern war die ausgeprägte Föhnlücke gut zu erkennen.

Föhnlücke

Der Wind kam aus 300° mit 55 km/h, das maximale Steigen betrug 2 m/s. Die Föhnlücke war ungefähr 30 km lang und endete im Norden querab der Flugplätze Büchig und Bischofsberg. Weiter nördlich war das Steiggebiet für etwa 10 km unterbrochen, um sich bei Meiningen, bis etwa 10 km vor Schmalkalden, wieder fortzusetzen.

Im Lauf des Tages nahm die Bewölkung immer mehr zu, und am frühen Nachmittag bildeten sich Wolkenstraßen aus, die mit den quer zum Wind stehenden Rotorbändern nicht immer leicht durchschaubare Wolkenmuster bildeten. Genauso vermischten sich die in Windrichtung verlaufenden Abwindzonen der Wolkenstraßen mit den quer dazu verlaufenden Föhnlücken. Das Ganze wurde außerdem noch dadurch kompliziert, dass der Rhönkamm alles Andere als eine gerade Linie ist. Zuverlässiges und recht starkes Steigen gab es vor allem dort, wo die in Windrichtung verlaufenden Abwindzonen zwischen den Wolkenstraßen im Lee von einem Rotor begrenzt wurden, wie z.B. hier:

Rotor-Wolkenstraßen-Interferenz

Am Nachmittag wurde die Bewölkung immer dichter. Fliegerisch wurde es dadurch wieder etwas einfacher, denn nun blieben als wolkenfreie Zonen nur noch echte Föhnlücken über. Nachteilig war nur, dass es davon nicht mehr sehr viele gab. Um nicht wegen mangelnder Bodensicht abbrechen zu müssen, bin ich in die sekundäre Föhnlücke gewechselt, denn dort war die Bewölkung etwas weniger dicht. Die Bewölkungszunahme im Tagesverlauf dokumentieren die beiden nachfolgenden Satellitenbilder, denen jeweils der Flugweg überlagert ist, sowie ein Blick aus dem Cockpit in Flugrichtung am Nachmittag.

track_gross_terra.jpg track_gross_aqua.jpg

7 Achtel

Die sekundäre Föhnlücke ging im Süden bis nach Bad Kissingen. Die tertiäre Lücke war auch gut sichtbar ausgeprägt und wartete mit dem dazu passenden Steigen auf. Nach gut 300 km in etwa fünfeinhalb Stunden landete ich wieder in Bad Neustadt. Zum Schluss die Flugwege in See You und in Google Earth:

Flugweg, See You

Flugweg und Satellitenbild, Google Earth

Dem Aero-Club Bad Neustadt sei herzlich gedankt für die freundliche Aufnahme und die Hilfsbereitschaft.

Google Earth: Flugweg und hoch auflösendes Satellitenbild
OLC-Flugmeldung

Im Ergebirge wurde auch geflogen.

Artikelaktionen