n x Alkersleben / 5.700m
Name
Stefan Corbus
Datum
14.11.2010
Windrichtung
SW (Südwest)
Ort des Wellensteiggebietes
Thüringer Wald
Auslöser
Thüringer Wald
Erreichte Höhe
5700m MSL (Freigabe bis FL190)
Zeit-Bezugssystem
UTC
Höhen-Bezugssystem
QNH
Bericht
Flugzeugführer: Stefan Corbus
Verein: Fliegerklub Carl Zeiss Jena e.V.
Flugzeugtyp: Standard Cirrus
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Startort: FP Alkersleben
1000,3 hPa
Startzeit: 10:41
Landeort: FP Alkersleben
Landezeit: 15:08
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Bodenwindrichtung: Anfangs S, später SW
Bodenwindstärke: 10kt
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Einstieg in die Welle/n: Talsperre Heyda (etwa Sperrmauer)
Für jedes Wellensystem:
Einstieg(e) aus: F-Schlepp
Einstieg(e) in Höhe: 1400m MSL
Angetroffene Steigwerte: 0,5-1,5m/s
Erreichte Höhe(n): 5700m MSL
Ausdehnung des Steiggebietes:
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Vermuteter Auslöser: Höhenzug Thüringer Wald
Höhenwindrichtung(en): (in welche/r Höhe/n)
(bei Thermik- und Scherungswellen möglichst
unter- und oberhalb der Wolkenbasis)
Höhenwindstärke(n): (in welche/r Höhe/n)
(bei Thermik- und Scherungswellen möglichst
unter- und oberhalb der Wolkenbasis)
Temperaturangaben: (Inversionen?)
(auch optische Wahrnehmung der Inversionsgrenzfläche)
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Freie Schilderung:
Schon bei der Anfahrt von Jena nach Alkersleben konnte man von der A4 hinter Erfurt über die gesamte Länge des Thüringer Waldes sich ständig bildende und wieder auflösende Rotorwolken beobachten. Der Himmel war dabei Richtung S völlig klar, im Norden konnte man noch die Reste der abziehenden Front erkennen.
Am Flugplatz angekommen, fiel sofort die für November ungewöhnlich hohe Temperatur auf. Der Wind wehte schwach aus südlicher Richtung.
Während wir die Flieger aufgebaut haben, drehte der Wind auf SW und frischte etwas auf. Weiterhin konnte man immer wieder sehr gut die kurzlebigen, kleinen Rotorwolken sehen.
Ich bin als erster im Schlepp der Alkerslebener Wilga gestartet. Der Schlepp war sehr turbulent. In ca. 1500m MSL (1150m über Flugplatz) habe ich ausgklinkt und fand mich in sehr turbulenter Luft. Sinken bis 3m/s, Steigen bis 5m/s auf engem Raum - der Rotor. Da es mein erster richtiger Wellenflug war, konnte ich auf keine eigenen Erfahrungen zurückgreifen sondern konnte nur versuchen, das umzusetzten, was ich bis dahin gelesen und gehört habe. So versuchte ich, im Rotor weiterzusteigen, indem ich immer die sich in meiner Höhe bildenden Rotorwolken anflog. Es ging 50m hoch, 30m runter. Dann erhielt ich von Jörg Müller (Schleppilot) den Hinweis, weiter südlich gegen den Wind in der Nähe der Talsperre Heyda zu suchen. Beim Vorfliegen gelangte ich in steigende Luft, die mit zunehmender Höhe immer ruhiger wurde, die Welle war gefunden. Jetzt begann der langsame aber stetige Aufstieg, den Höhenmesser umgestellt auf 1013,25hPa. Ich näherte mich FL95 und erbat bei Arnstadt INFO die Freigabe zum Einflug in den unteren Leewellenflugraum Thüringer Wald (FL95-FL160), welche sofort durch die DFS erteilt wurde. Mit zunehmender Höhe wurde ich etwas mutiger und flog gegen den Wind vor, um zur Primärwelle zu gelangen, der Einstieg klappte problemlos. Sauerstoffanlage einschalten! Das Steigen war nicht besonders stark aber großflächig und schnell war FL160 erreicht. Die Freigabe in das obere Wellenfenster wurde wiederum sofort erteilt bis FL190. Das Steigen hielt mit 1m/s unvermindert an und so konnte die Obergrenze des freigegebenen Flugraumes erreicht werden. Die Welle lieferte immer noch Steigwerte zwischen 0,5 un 1m/s. Wer weiß, wie hoch sie getragen hätte...
Mittlerweile war es 14:00UTC und am Boden wurden die Schatten schon langsam länger, Zeit für den Abstieg aus dieser Höhe. Die ersten 1500m habe ich mit Hilfe der Bremsklappen abgebaut. Das ging doch schneller als ich gedacht hatte und so segelte ich noch ein wenig im Wellenflugfenster hin und her um den Flug einfach nur zu genießen. Im Sinkflug die Meldung des Verlassens des jeweiligen Wellenfensters bei Arnstadt INFO nicht vergessen und unterhalb FL95 den Höhenmesser wieder auf QNH umstellen...
Die Sonne geht langsam unter und die kalten Füße machen sich bemerkbar(da oben waren -23°C). Also Klappen raus und die letzten 1000m schnell abgebaut. Die Befürchtung eines turbulenten Landeanfluges bewahrheitete sich nicht und so erfolgte die Landung ganz normal kurz vor Sonnenuntergang um 15:08 UTC.
Dieser Bericht ist sicher aus wissenschaftlicher Sicht nicht sehr aussagekräftig. Da es mein erster richtiger Wellenflug war, war das fliegerische Erlebnis derart gewaltig, dass es mich völlig in seinen Bann geschlagen hat und eine analytische Betrachtung während des Fluges einfach unmöglich war.
Vielen Dank für die Bündelung der Informationen auf dieser Website und die Wellenvorhersagen durch Erland Lorenzen. Vielen Dank an den SFC Erfurt für die Bereitstellung der Infrastruktur. Dank an die DFS für die Einrichtung des Wellenflugraumes. Vielen Dank an die Fliegerkameraden, die solche Flüge ermöglichen und die Ehefrauen, die dafür Verständnis aufbringen.
Stefan Corbus
Rotorwolken
Landestimmung
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