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Bad Gandersheim / Visuell

erstellt von Jörg Dummann zuletzt verändert: 13.09.2010 20:38
Bericht: Jörg Dummann, LSV Bad Gandersheim

Wir hatten gestern - nicht fliegerisch aber "naturkundlich" - einen sehr interessanten Leewellenfall.

Alles deutete auf einen schwachwindigen Spätsommer-Hochdrucktag - ideal zum Schulen -  hin. Erst für den Abend war das Herannahen einer Kaltfront mit Schauern und Gewittern angekündigt.

Mit Minimalmannschaft und nach Erledigung von notwendigen Arbeiten kamen wir recht spät in Gang.

Der ausnehmend gleichmäßige Bodenwind kam mit ca. 4 - 5 m/s aus SW. Der erste Start mit der K13 erfolgte um 1253 MESZ. Wissend, dass unsere SW-Hänge bei dem Wind noch nicht tragen können, blieben die Hänge in ihrer Funktion als Abreißkante dennoch das einzige sinnvolle Ziel des ersten Fluges, weil auch sonst keine Hinweise auf thermische Konvektion sichtbar waren.

Vollkommen unerwartet mussten wir feststellen, dass wir beim Vorfliegen nach S ab dem Ausklinken bis an den Hang konstant 2 m/s Fallen hatten, das Gleiche beim Zurückfliegen bis fast zur Position.
Unbekannt ist uns dieses Phänomen nicht - es tritt auf, wenn eine Welle bei uns steht (leider eine, die nicht die passende Wellenlänge hat, um direkt von den SW-Hängen in diese einzusteigen, wie es manchmal so schön möglich ist).

Also wurde Udo (Neufeld, LSV Bad Gandersheim) für seinen nachfolgenden Start mit der K8 empfohlen, es direkt im Norden - über der Stadt Bad Gandersheim - zu versuchen. Dort hatten wir in der Vergangenheit schon den Einstieg in die Welle gefunden, die uns den Hangwind an den SW-Hängen kaputtmacht. Udo meldete tatsächlich keine 2 m/s Saufen, sondern sogar zeitweise 0,5 m/s Steigen.

Während eines weiteren K8- und eines LS4-Starts von Udo und Gerd (Weber, LSV "Thermik" Alfeld) wurden identische Verhältnisse vorgefunden - ein nachhaltiges Steigen war aber leider nicht möglich.

Turbulenz war in keiner Phase der Flüge festzustellen. Die Flüge spielten sich unterhalb 400m (QFE EDVA 240m NN) ab. Eine deutliche Zunahme der Windgeschwindigkeit bis zu dieser Höhe war nicht wahrzunehmen.

Als schöne Bestätigung unserer "Wellen-Vermutung" erschienen dann im Norden - über der Heberbörde - mehrere Lentizüge.

Siehe Foto unten (Zu Lasten des Vordergrundes mussten Helligkeit und Kontrast manipuliert werden, um die Wolken erkennbar zu machen).

Lentis Heberbörde 12.09.10

Aufnahme um 1244 MEZ (1344 MESZ), Blick von EDVA nach N

 

 

Augenscheinlich mit dem zunehmenden Einsickern von labiler Luft aus NW, war bald nach dem ersten Auftreten der kleinen Cu der Spuk recht schnell zu Ende. Die Beobachtungen wurden zwischen 1300 und 1400 MESZ gemacht.

 

Es wäre plausibel, eine Einflussnahme des Wellensystems auf das Bodenwindfeld anzunehmen. Allein durch Windsackbeobachtung war aber nichts festzustellen. Daten leider nicht verfügbar...

 

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