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Flug/ SW/ 1600m

erstellt von Jörg Dummann zuletzt verändert: 18.11.2009 19:47
Info von Rickmer Bothe, LSV Goslar

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Flugzeugführer:                 Jens Rickmer Bothe

Co-Pilot:                             Tim  Lang

Verein:                                LSV Goslar

Flugzeugtyp:                      ASH 25e   26m  

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Startort:                            Goslar Bollrich

Platzhöhe ü.N.N.              270 m                            

Startzeit:                          11.55 UTC

Landeort:                          Goslar

Landezeit:                        15.40 UTC

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Bodenwindrichtung:           Ost, den ganzen Tag !!

Bodenwindstärke:             10 bis 15 Kmh

Wind Brocken:                   20….60 kmh  Südsüdwest

Wind Rammelsberg:          10…20  kmh   Südsüdwest

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Einstieg in die Welle/n:          ca. 1,5 km westlich  Ilsenburg                                              

Für jedes Wellensystem:

Einstieg(e) aus:                     Winde plus 3 x Motor

Einstieg(e) in Höhe:               In knapp 1000 MSL 

Angetroffene Steigwerte:       Bis max 1,4 m

Erreichte Höhe(n):                siehe Bericht, max 1600 MSL

Ausdehnung des Steiggebietes:    siehe Bericht

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Vermuteter Auslöser:                  alles im Bericht

Höhenwindrichtung(en):          

Höhenwindstärke(n)

Temperaturangaben

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Bemerkung:                             Der Logger lief leider erst in ca.400 MSL ca. 5 Minuten nach

                                                dem Start, dementsprechend   alle IGC-Höhen +400m         

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Bericht zum Wellenflug- „Versuch“ am Harz vom 1.11.2009

(oder…nicht immer klappt es so richtig)

  

Die Entwicklung

Zwischen einem Tief über den Brit. Inseln und einem Russlandhoch sollte es am Sonntag zu einer südlichen Strömung in unserem Bereich kommen. Zunächst sollten geringe Windgeschwindigkeiten herrschen, ab 13.00 dann aber mit deutlich zunehmender Tendenz, soweit der Stand am Vorabend. Also vielleicht ein Tag für den ersten Wellenversuch dieser Saison.

Trotz der herannahenden Front, die etwa für den späten Nachmittag prognostiziert war, sollte die Richtung bei 180 bis 210 Grad bleiben (Windfinder tippte sogar  auf unter 180 Grad). Leider haben wir  übersehen, dass wir auf Wetteronline seit neuestem  nur noch sehr begrenzt auf zurückliegende Daten zugreifen können und die „Bodencrew“ hat mangels dieser Kenntnis auch während des Tages nicht gespeichert. Wir arbeiten aber daran!*

Wir haben versucht die Daten soweit möglich nachträglich zu beschaffen, es bleiben aber einige Dokumentationslücken.

Der morgendliche Blick auf die Wetterdaten bestätigte im Großen und Ganzen die Prognosen  des Vortages und ein Blick aus dem Fenster zeigte Richtung Harz Wellenformationen. Das war etwas erstaunlich, weil es ja erst gegen Mittag mit zunehmendem Wind losgehen sollte hat aber das Frühstück doch ein wenig beschleunigt. Es ist ja immer die Befürchtung irgendwie den richtigen Zeitpunkt verpasst zu haben, Wetterdaten hin oder her!

Bei Ankunft auf dem Platz stand ein Lentis in vielleicht gut 2000 m direkt über dem Platz!

Ein Ort wo sie eigentlich gar nicht hingehört und eine Zeit zu der sie eigentlich noch nicht da sein sollte!**(Abb1,2).

Bild 1

 

Bild 2

 

Über dem Brocken allerdings gab es fast keine sichtbare Entwicklung, dafür mehrere Kilometer Richtung Westen entlang der Harzkante(Abb. 3)

 

Bild 3

 

 

Der Flug

Zügig wird die 25 vorbereitet und das erste Mal müssen wir bei einer  SSW-Lage zum Oststart(!) nach oben ziehen, der Wind blies völlig unbeeindruckt von jeder Vorhersage am Boden mit 10 bis 20 kmh aus 90 bis 100 Grad.

Die übliche Prozedere vor dem Flug und um 11.55 UTC ging es los. Kleine Aufregung nach dem Start, das Loggersystem ist gestört und läuft nicht - in der Woche hatten wir Versuche in Richtung Messtechnik gemacht und dabei wohl einen Schalter zuviel betätigt. Also beim IGC-File bitte 5min Flugzeit mehr im Sinn und ca 400m Höhe dazugeben.

Während des Motoraufstiegs fliegen wir schon die ersten der  sichtbaren, steigverdächtigen Wolken an, aber die Pluswerte mit Triebwerk lassen sehr zu Wünschen übrig und kaum Hoffnung auf ernsthaftes Steigen nach Triebwerk "Aus" zu (Abb.5,6,6a)

  Bild 5

 

 

Bild 6

Bild 6a

 

In 1200 MSL lassen wir dann erstmal Ruhe einkehren und mutieren zurück zum Segelflugzeug. Gleichzeitig können wir aber auch beobachten das jetzt bei der Wolkenbildung ebenfalls Ruhe einkehrt, die so verheißungsvollen Lentis lösen sich langsam aber sicher auf!

Also doch mal wieder zu spät ?

Vom Boden erfahren wir, das der Wind auf dem Brocken um 12.00 UTC ohne jede Änderung bleibt, vorhin waren dabei Lentis und jetzt nicht mehr, erstmal ziemlich unverständlich. Allerdings liegt heute die Inversion auch sehr hoch, bei mindestens 1000 MSL, vielleicht funktioniert es deshalb alles anders (Abb. 7 )

Bild 7

 

In knapp 500m über Grund lassen wir das Triebwerk wieder an, das Steigen müsste doch eigentlich noch da sein, auch wenn die Wolken nur noch kurz hier und da für wenige Minuten als kleine Linsen erscheinen.

Wir steigen dieses Mal bis 1600 MSL, vielleicht ist die Chance etwas höher besser. Aber trotz abklappern aller uns bekannten Einstiegsstellen im Raum Ilsenburg/Brocken geht es unweigerlich runter. Eigentlich der Zeitpunkt die Sache für diesen Tag zu beenden.

Dann kommt vom Boden um 14.10 loc die 13.00 UTC Windmeldung Brocken und bestätigt die vorhergesagte  Windzunahme, jetzt also 180 Grad ca 40 kmh. Allerdings bleibt der Wind am Platz hartnäckig und unverändert bei Ost und die Windräder nördlich von Bad Harzburg drehen fleißig ohne jede Änderung auf Nordost! Aber im Südwesten sehen wir auch die ersten Anzeichen der kommenden Front  und davor eine kurzlebeige Lenti(Abb. 8)

Bild 8

 

Also gut, die Windzunahme als Argument für Hoffnung starten wir ein letztes Mal das Triebwerk, noch mal auf 1600 MSL.

Aber auch ein letzter, großer Suchkurs im Lee des Brockens bringt nicht das erhoffte Ergebnis, doch dann in ca. 1000 MSL südl. Ilsenburg sind ungleichmäßige 0,5 bis 1,3 m/s. Es geht bis 1250 und dann wieder nicht weiter.

Nach und nach sinken wir fast unmerklich und dann, plötzlich an gleicher Stelle geht es auf bis zu +1,5!

In 1300MSL ist wieder Schluss. Neu suchen, etwas verlagern, es geht abwärts. Wellenfliegen habe ich schon schöner erlebt.

Einer neuer Ast ( der wievielte heute eigentlich?), aber selten über 0,5 m/s, dafür aber diese Mal auf etwas über 1500. Es ist inzwischen 16.00 loc durch und SS kommt näher, aber auch die Front nähert sich, doch gleichzeitig beobachten wir südwestlich von uns schon eine Weile eine Lentistruktur in geschätzt  2000 MSL (Abb. 11)

Bild 11

 

Sie steht praktisch genau über der Eckertalsperre, einem ehr ungewöhnlichen Ort und für unsere Höhe auch ein ordentliches Stück über die Berge.

Die zügige Entwicklung lässt aber doch etwas besseres Steigen erwarten. Der Tag ist praktisch gelaufen, wenn es dort nicht zieht haben wir nur einen kurzen Weg zum Platz, also ein letzter Versuch (Abb. 12)

 Bild 12

 

Tatsächlich, ohne nennenswertes Sinken erreichen wir die Stelle und in 1300 MSL beginnt erneut Steigen. Auf fast 4 km mit SW-Kurs steigt es zwischen 0,4 und 1,3. Wir können noch bis auf gut 1600 MSL steigen und  beobachten dabei den sehr zügig fortschreitenden  Einfluss der neuen Luftmasse, die über den Harz hereinschwappt, Staubewölkung bildet und die in der Höhe schnell zu praktisch 8/8 Schichtbewölkung geführt hat.(Abb. 13)

 Bild 13

Dann wird es Zeit zur Landung, SS  kommt nun leider schneller als wir möchten.

Noch einmal fliegen wir am Brocken vorbei, der hat jetzt auch mit der neuen Luftmasse sehr schnell seine typische Staubewölkung angelegt

(Abb. 14)

Bild 14

 

und dann der kurze Weg zum Platz zurück, 5 Min vor SS sind wir nach fast 4 Stunden wieder am Boden.

 

 

Kurzes Resümee

 

Die Vorhersage war eigentlich erst für den Nachmittag besser, das dann schon früh eine Welle direkt über und südlich des Bollrich stand war ungewöhnlich und eigentlich nach den gemessenen Daten (Wind Brocken unter 30 kmh) nicht nachzuvollziehen. Leider haben wir unter dieser Struktur praktisch kein Steigen gefunden. Vielleicht haben wir aber auch nur  an den falschen Stellen gesucht, denn trotz Windzunahme blieb das Steigen auch hinter dem Brocken sehr launenhaft.

Die späte Entwicklung über der Eckertalsperre war ebenfalls an sehr ungewöhnlicher Stelle und wahrscheinlich brachte  erst die zunehmende Feuchte den optischen Hinweis auf dieses Steiggebiet, das wir wegen der fortgeschrittenen Zeit nicht mehr ausfliegen konnten. Möglicherweise war es aber auch erst mit dem herannahen der Front entstanden.

Andererseits waren ja auch am Vormittag alle Wellenwolken deutlich weiter über dem Harz als das normalerweise der Fall ist. Vielleicht ist es die an diesem Tag besonders hoch liegende Inversion gewesen (etwa 800 bis 1000MSL), die diese Verlagerung verursacht hat, obwohl sich diese Situation in der letzten Stunde des Fluges mit einsetzender Staubewölkung auch geändert hat (Inversion deutlich niedriger).

Von Wernigerode bis Goslar war der Bodenwind praktisch bis kurz vor Ende des Fluges zwischen NO und O mit bis zu 20 kmh, während er am Brocken von 12.00  SW mit 20 kmh auf  16.00 SW mit ca. 60 kmh kontinuierlich anstieg.

 

Es bleiben viele Fragen.

 

Jens und Rickmer Bothe

 

 

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