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3.10.19 NW (Rhön)

erstellt von Christof Maul zuletzt verändert: 04.10.2019 23:23

Bad Neustadt, 3.10.19, 7.00: Der Windsack ist unruhig und läuft um, über dem Platz steht eine ortsfeste Wolkenkante, und in der Ferne im Westen, direkt vor der Rhön, sieht man die Wolkenkante der Primärwelle. Alles sieht richtig aus.

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8.30: Leider schließt sich die Lücke über dem Platz genau in dem Moment, als unser Schleppzug dort ankommt. Mangels Alternative klinke ich trotzdem aus, bevor wir in den Wolken verschwinden, und hoffe, dass die Lücke wieder aufgeht, bevor ich wieder landen muss. Leider tut die Lücke mir diesen Gefallen nicht, und so muss ich kurze Zeit später einen zweiten Anlauf nehmen. Dieses Mal wollen wir Nägel mit Köpfen machen und den langen Weg in die Primärwelle nehmen, aber als wir abgehoben haben, ist die zweite Lücke wieder da und spült den Schleppzug mit 5 m/s aufwärts. Ich klinke an derselben Stelle aus wie zuvor und steige durch die Lücke am westlichen Ortsrand von Bad Neustadt bis auf 2500m. Der Wind bläst mit 45 km/h aus ca. 300°. Unter mir 7/8 Stratus, nur unterbrochen von einigen wenigen Föhnlücken, auf meiner Höhe haben sich stellenweise schöne glatte Lenticularis gebildet, vor denen es gut steigt, und ganz oben gibt es eine einzige, isolierte Lenticularis-Wolke.

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Von meiner Lücke lässt es sich mit wenig Höhenverlust in die Primärwelle etwas südlich des Kreuzbergs springen, wo es immerhin mit bis zu 2 m/s laminar nach oben geht. Die Föhnlücke ist hier schön ausgeprägt, und ich folge ihr nach Nordosten über das Bischofsheimer Tal hinweg, wo es wie immer nicht steigt, bis querab des Heidelsteins, der nur mit enttäuschenden wenigen Zehnteln Steigen aufwartet. Noch weiter nördlich ist die Föhnlücke kaum noch sichtbar, und so drehe ich um und fliege südwestwärts, am Kreuzberg vorbei, der Lücke nach bis Bad Brückenau. Es ist ungewöhnlich, dass die Lücke so weit westlich steht, aber da ist sie, und direkt über dem Platz von Bad Brückenau finde ich in 2400m Höhe schwaches Steigen, das ich aber nicht aussitzen will. Ich fliege also zurück zum Kreuzberg, tanke Höhe bis kurz unterhalb FL100 und folge der Lücke nach Nordosten über den Heidelstein hinaus bis an ihr Ende. Das liegt heute querab von Meiningen im Lee der Hohen Geba. Dort komme ich in 2200m Höhe kann, steige in schwachem Steigen auf 2400m und fliege wieder zurück. Die Föhnlücke ist zwar gut sichtbar, aber mit Ausnahme der Hotspots am Kreuzberg und am Heidelstein finde ich nur vermindertes Sinken. Wahrscheinlich ist der Wind mit mittlerweile nur noch 35 km/h zu schwach. Mühsam arbeite ich mich am Heidelstein zusammen mit der LX in einer halben Stunde von 1700m wieder auf 2500m hoch. Dann scheint die primäre Föhnlücke sich zu schließen, der Wind beträgt nur noch 20 km/h, und ich beschließe, solange die sekundären (oder tertiären) Lücken nahe am Platz noch offen sind, dort abzusteigen, um nicht 15 km aus der Primärwelle unter der tief liegenden Stratusschicht zum Platz zurück fliegen zu müssen. Die Wellenlänge ist mit dem schwachem Wind auf 4 km geschrumpft, so dass die tertiäre Lücke fast über dem Platz liegt. In der Lücke steigt es noch einmal schön mit bis zu 2 m/s, und ich nutze das noch aus, bis die Lücke zugeht, und lande kurz nach Mittag nach immerhin drei Stunden Flug.

Alles in allem ein eher schwacher Wellentag mit einem frühen Ende, als der Wind abflaute. Das Luftmassensteigen in den optisch schön ausgeprägten Föhnlücken war nicht stark genug, um im Geradeausflug steigen zu können, so dass man punktuell im Lee der höchsten Erhebungen Höhe für den Weiterflug tanken musste.

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Die Bedeckung war zu stark, um on top weiter weg zu fliegen, und als der Wind abnahm, ist das Wellensystem zusammen gebrochen. Die zweite Tageshälfte war dann eher von Thermik- als von Wellenbewölkung geprägt. Skysight hat zwar die Wellen prinzipiell an der richtigen Stelle vorhergesagt, aber die sehr kurze Wellenlänge von 4km, die auch im hoch auflösenden Satellitenbild erkennbar ist, wird nicht reproduziert.

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Eine schöne Fingerübung zum Beginn der Wellensaison, und ein dem Tag der Deutschen Einheit angemessener Flug über dem ehemaligen innerdeutschen Grenzgebiet. Dem Aeroclub Bad Neustadt meinen ausdrücklichen Dank für die Aufnahme, den frühen Schlepp und die Hilfsbereitschaft im Allgemeinen!

https://skylines.aero/flights/112998 und https://www.onlinecontest.org/olc-3.0/gliding/flightinfo.html?dsId=7616515

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