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Harz/Acker-Bruchberg (Martin, DG-400)

erstellt von Jörg Dummann zuletzt verändert: 27.11.2018 23:34

Wochenend-Bericht: Eis-Ackern mit der DG am 17.+18.11.2018

Gegen 6:30 bei Bad Grund kommt nach durchgängig sternklarer Nachtfahrt plötzlich dichter Nebel auf ... kann da überhaupt noch irgendwo Wind sein???
Kurz vor Osterode wird es wieder klar, es ist eine ganz dünne rötlich schimmernde Linsenwolke in Richtung Norden in der Morgendämmerung zu erkennen, Vorfreude auf Aue Hattorf!

Die 6 großen Windräder gucken gegen 8 Uhr in Richtung SO, vier drehen verhalten, zwei sind in Segelstellung, was für ein un-passender Ausdruck. Die Vorfreude wird gerade etwas gedämpft.
Matthias ist noch voll zuversichtlich, das baut auf, die Flugzeuge sind schon lange aufgebaut. Wer glaubte, früh ankommen bedeutet auch entsprechend zu früh starten, der (ich) irrte:

An Starten ist noch nicht zu denken, der Eis-Überzug hat alle Oberflächen bis 9:30 fest im Griff:

 



Nun verbrauchen die Windräder sogar Strom, denn alle trudeln (auch eine unpassende Bezeichnung) im Leerlauf bzw. drehen sich kaum noch!

Die O2 Flasche ist zwar eingebaut, aber aufdrehen ... wozu bei dem am Boden kaum spürbaren Wind ??? Dennoch erledigt.
Immer aufdrehen, wenn man später sitzend, mit Haube zu, nicht mehr an das Ventil dran kommen sollte !!!!!!!!!!!!

Gegen 11 Uhr dann ist das blöde Eis durch Sonne und ewiges Wischen endlich besiegt und es geht zum Ackern mit der DG (Deutz´t_Gut) an den Acker.
Dort angekommen geht es ... bei ca. 42km/h Wind mit 03, bis 0,8m/s tatsächlich nach oben!
Umgangssprachlich: Der gute MP hat sich stets sehr bemüht, jedem den Einstieg in die Welle zu ermöglichen. MaPi zieht dazu vielfach die Klappen :-!
Im Arbeitszeugnis sähe das dann so aus: Herr P. hat allen persönlich mit größten Erfolg geholfen, in die Welle einzusteigen :-)

Es geht hoch und zwar unerwartet hoch, irgend ein Schlawiner hat im Norden einen Milchlastzug angebohrt oder eine Gillette-Hochregal-Lager umgekippt:
 


Was für ein toller Tag, gute 3.700m über dem Platzhöhe erreicht, bei Wind, der am Boden kaum zu spüren war.
Nach -6° eisiger Nacht:
 


Tag zwei in Aue, erst an diesem Abend erzählt Matthias, er hätte uns gestern fast schon nach Hause geschickt.
Wer hat sich denn da so richtig daneben benommen ???? Nein, wegen der äußerst fraglicher Windprognose zu heutigem Sonntag ;-)

An diesem zweiten eisigen Morgen kommt eine Erkenntnis:
Dieses drauf-sublimierte Sch**ß-Eis von unseren schönen Flugzeugen runter zu bekommen ging am besten, wenn man mit einem Lappen, drückend ohne abzusetzen, den wachsenden Eisberg stetig vor sich her schob.
Das fühlte und hörte sich gar nicht gut an, war aber recht effektiv, so etwas wie drauf-rum-Wischen funktionierte gar nicht.
Wir konnten uns nicht erklären, warum es wiederholt, auch wenn man ein Stück Fläche Eis-frei bekommen hat, es sehr schnell erneut zu dieser Eisbildung durch Sublimation kommt.
Die Eisbildung geschah trotz ordentlich Sonnenschein auf den Flächen und nur auf nach oben gerichteten Oberflächen.

Etwas rumgegoogeld:
·         Eine Kondensation kann dann stattfinden, wenn die Umgebungsluft wärmer als die Oberfläche ist, ok, das wissen wir alle.
·         Oberflächen geben ihre Wärme durch Strahlung teilweise gegen den Himmel ab. Vom eisigen Weltall kommt aber so gut wie keine Wärmestrahlung zurück, ok ... das kann man nachvollziehen.
·         Unter einem Dach hat man viel weniger Vereisung, da die Oberfläche die Wärmestrahlung mit dem Dach austauscht. So wird die Fläche nicht kälter als ihre Umgebung, und vereist nicht. Aha!?
·         Glauben wir´s einfach, erklärt aber noch nicht das ganze Phänomen.

Wind heute am Boden!? Nix.
Nur weil ich es gestern bereut hätte, wenn ich die O2-Pulli nicht aufgedreht hätte, tue ich das heute auch wieder. Dämlich ist es auch, ein Oximeter zu besitzen, dieses aber NICHT mitzunehmen ;-)
Auf zum Ackern oder Absaufen:
Die erste Ackerwelle geht bis 1.800m, die zweite Schwingung eher gar nicht, dann kommt etwas Muffensausen auf:

Selten war ich dem Brocken so nah (ok, etwas Zoom schummelt mit) ....
 


... aber es steigt im Fotomoment schon mit fast einem Meter in irgend einer dritten Leewellen-Schwingung (ich plappere gerade die Experten nach).
Dort geht es nun auf gut 3.500m!

Die Luft ist heute deutlich feuchter als gestern, überall die lekka Linsenwölkchen, von Norden her sieht man schon die Front anrauschen :-)

 

Es war immer wieder wichtig, genau zu wissen wo man hinflog, wenn man Orts-Tipps bekam, wo es wieder ein Stücken besser oder höher gehen sollte.
Jaaaaaa-aber: Meine Ortskunde, eine glatte 6.
Selbst die Orte, durch die mich Inge (die Navi-Stimme) geführt hat, fand ich erst durch XCSoar, unwissend steigt dann eben langsamer als die anderen:-)

Was ist das? Ein von Sauerstoffmangel betroffener CCD-Sensor???
 


Was ist das?

 

Gerade erinnere ich mich an meine erste Digital-Kamera mit einer 1GB CF-Speicherkarte, dem “IBM-Microdrive“.
Das war (bzw. ist noch immer) eine rein mechanische! Festplatte, die nur bis 3.000m Höhe benutzt werden durfte:
Die Lese/Schreibköpfe hätten bei geringerer Luftdichte nicht genug „dichte“ Luftpolsterung zum sicheren Schweben über der rotierenden Magnetscheibe gehabt.

Beim Abstieg durch die wirklich riesigen Löcher in etwa 2000m sehe ich auf einmal schon wieder .... Eisansatz???
 

Schon wieder Eis.

...wieder weg.
 
Der wahrscheinlich eisige Beschlag ist zum Glück schnell wieder weg. Wie kommt es zu diesem Beschlag bei 120?

Bremen Radar genehmigte uns an beiden Tagen die Flugfläche 100 zu übersteigen, ein großes DANKESCHÖN an die Bremer Radarlotsen für die Freigaben :-)
So eine sauteure 1-GHz-Strahlenschleuder zur elektromagnetischen Umweltverschmutzung steht ganz oben auf dem Wunschzettel.
Allerdings muss auch noch ein Weihnachtsmanni den für die Installation notwendigen Einbauplatz im Instrumenten-Pilz herzaubern, eine echte Herausforderung.

Fazits oder Fazite:
·         Den zweiten Tag in Aue fand ich noch besser als den ersten.
·         Insgesamt deutlich länger geflogen, als hin- und zurück gefahren .... so gehört sich das!

Bei der Heimfahrt Sonntag Abend, gegen 18Uhr: Warum fallen diese großen Regen-Tropfen so langsam vom Himmel!?
Öch-nöööö, der erste Schneegriesel kommt herunter. Als ob wir nicht schon genug Eiszeugs hatten!
Nächsten Sommer wird Eis von mir boykottiert, was man ab 1€/Kugel sowieso machen sollte ;-)

Matthias, ganz vielen Dank noch einmal für die tolle Organisation & Team, sowie Deinen persönlichen Einsatz!
DG-Wellenflieger Martin

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